Acetaldehyd
Giftiges Stoffwechselprodukt, das u.a. in einem ersten Schritt beim Alkoholabbau entsteht. In seiner Wirkung im Nervensystem ist Acetaldehyd genau das Gegenteil von Alkohol – es stimuliert das Glutamatsystem und verursacht unangenehme Symptome wie Unruhe, Zittern und Schlafstörungen und ist auch für die Katersymptome (mit)verantwortlich. Acetaldehyd ist die bedeutendste krebserregende Substanz im oberen und unteren Magen-Darm-Trakt. Acetaldehyd wird mittels des Enzyms Aldehyddehydrogenase weiter in Essigsäure abgebaut.
Acetylcholin
Einer der wichtigsten Neurotransmitter, zentraler Botenstoff bei der Regulation vieler Körpervorgänge. Überträgt Informationen zwischen Nerven (im vegetativen Nervensystem), aber auch zwischen Nerven und Muskeln (zuständig für das willkürliche Betätigen der Skelettmuskeln).
Aldehyddehydrogenasen (ALDH)
Enzyme, die für den Abbau von giftigem Acetaldehyd sorgen. Sie wandeln Acetaldehyd zur ungiftigen Essigsäure um.
Alkoholabhängigkeit
Alkoholabhängigkeit ist eine Krankheit. Für die Entwicklung einer Alkoholsucht zählt nicht allein die Menge, sondern weitere von der WHO festgelegte Diagnosekriterien. Von einer Alkoholabhängigkeit ist auszugehen, wenn mindestens drei dieser Kriterien während des letzten Jahres zutrafen:
- ein starker Wunsch, Alkohol zu trinken
- Schwierigkeiten, den Alkoholkonsum zu kontrollieren
- Alkohol wird weiterhin getrunken, obwohl bereits schädliche Folgen spürbar sind
- andere Aktivitäten und Verpflichtungen werden vernachlässigt, um zu trinken
- Toleranzentwicklung, d. h. es muss mehr getrunken werden, um denselben Effekt zu haben
- körperliche Entzugssymptome, wenn man nicht trinkt
Alkoholhydrogenasen (ADH)
Enzyme, die beim Energiestoffwechsel Alkohol (Ethanol) zum giftigen Acetaldehyd abbauen.
Atemalkoholkonzentration (AAK)
Zur Überprüfung des Alkoholisierungsgrades wird in Österreich meist die Atemalkoholkonzentration, die mittels Alkomat gemessen wird, herangezogen. Die Atemalkoholkonzentration wird als „Milligramm Alkohol pro Liter Atemluft“ definiert.
Belohnungssystem
Sorgt dafür, dass wir befriedigt sind und uns gut fühlen, wenn unsere vielfältigen Bedürfnisse erfüllt werden. Das gilt für „einfache“ physiologische Bedürfnisse wie Hunger und Durst, aber auch für „höhere“ Bedürfnisse nach Sozialkontakten, ästhetischen und anderen Erlebnissen. Die Wirkung des Belohnungssystems im Gehirn ist sehr komplex organisiert. Im Wesentlichen wird die Aktivität des Belohnungssystems durch Dopamin und Serotonine bestimmt.
Blut-Hirn-Schranke
Hindert gewisse Stoffe daran, vom Blut ins Gehirn zu gelangen. Manche Substanzen, wie Nikotin, Alkohol und THC, können die Blut-Hirn-Schranke jedoch überwinden.
Blutalkoholkonzentration (BAK)
Die Blutalkoholkonzentration wird als „Gramm Alkohol pro Liter Blut“ definiert. Die Umrechnung der Atemalkoholkonzentration in die Blutalkoholkonzentration erfolgt approximativ mit dem Faktor 2. D. h. eine Atemalkoholkonzentration von 0,25 entspricht einer Blutalkoholkonzentration von 0,5.
Craving
Suchtdruck, unwiderstehliches Verlangen zu konsumieren bis hin zum Zwang.
Destillation
Verfahren der thermischen Stofftrennung zur Isolierung und Reinigung von Flüssigkeiten. Eine Flüssigkeit wird durch Erhitzung zum Sieden gebracht und der entstehende Dampf anschließend in einem Kühler kondensiert. Destillationsverfahren werden vielseitig angewendet, neben dem Brennen von Alkohol u. a. zur Gewinnung von Benzin aus Rohöl.
Dopamin
Dopamin ist ein Neurotransmitter aus der Gruppe der Katecholamine mit wichtiger Funktion im Belohnungssystem. Viele Drogen (v. a. Stimulanzien wie Nikotin, Speed, Kokain) regen das Gehirn zur vermehrten Dopaminausschüttung an.
Endorphine
Endorphine gehören zur Gruppe der körpereigenen Neuropeptiden (Peptide, d. h. Kettenmoleküle, die als Neurotransmitter, Neurosekrete und Neuromodulatoren wirken). Sie werden im Zentralnervensystem gebildet und docken an die Rezeptoren für Morphin (und andere Opiate) an. Die Wirkung von Endorphinen ist daher morphinähnlich und trägt bspw. zur Schmerzlinderung bei. Aus der Wirkweise leitet sich auch der Name – eine Kombination aus „endogen“ und „Morphine“ – ab.
Entzugssymptome
Treten auf, wenn man zu viel und zu lange getrunken hat. Wenn die Abhängigkeit in den Anfängen ist, sind die Entzugssymptome leicht. Sie sind zwar unangenehm, aber noch gut auszuhalten. Wer in dieser Situation jedoch nicht die Notbremse zieht und seinen Alkoholkonsum zu kontrollieren beginnt, sondern (in steigender Dosis) weitertrinkt, wird immer stärker unter den Entzugssymptomen leiden (mittelgradiger Entzug). Man meint, die Beschwerden ohne Alkohol nicht aushalten zu können. In diesem Stadium sollte bereits ärztliche Hilfe gesucht werden.
Zu den möglichen Entzugssymptomen zählen: Innere Unruhe, Reizbarkeit, erhöhte Stressempfindlichkeit, anfangs leichtes, später starkes Schwitzen, anfangs leichtes, später starkes Zittern, Konzentrationsschwankungen, unruhiger Schlaf oder Schlaflosigkeit, häufiges Denken an Alkohol.
Ethanol
Zum Konsum geeigneter Alkohol. Wird umgangssprachlich als „Alkohol“, „reiner Alkohol“, „Reinalkohol“, „Weingeist“ oder „Spiritus“ bezeichnet. Der Ethanolgehalt alkoholischer Getränke wird in Volumenprozent angegeben (Vol.-%).
Ethanol das in Form von alkoholischen Getränken dem Konsum dient, wird durch Gärprozesse gewonnen, jenes in der Technik (bspw. in Lösungs-, Verdünnungs- oder Desinfektionsmitteln) wird überwiegend chemosynthetisch hergestellt.
Fetal Alcohol Spectrum Disorder (FASD)
Überbegriff, der alle Formen der Alkoholschädigung bei Neugeborenen beinhaltet.
Fetale Alkoholeffekte (FAE)
Partielle Ausprägungen des FAS, besonders im neurologischen Bereich, werden oft fetale Alkoholeffekte (FAE) genannt. Diese können die kognitiven und psychosozialen Fähigkeiten ebenso stark beeinträchtigen wie das FAS, so dass FAE nicht einfach eine schwache Ausprägung eines FAS darstellt.
Fetales Alkohol Syndrom (FAS)
Charakteristisches klinisches Bild körperlicher, neurologischer und psychosozialer Schädigungen, welche durch übermäßigen und / oder dauerhaft zu starken Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft entstanden sind. Die Auswirkungen können von der Geburt an bis ins Jugend- und Erwachsenenalter festgestellt werden.
Fuselalkohole
Fuselalkohole, in der Fachsprache als „höhere Alkohole“ bezeichnet, entstehen beim Gärprozess aus Eiweiß und Kohlenhydraten. Fuselalkohole beeinflussen das Aroma alkoholischer Getränke und wirken sich bei geringer Konzentration positiv auf den Geschmack aus. In hoher Konzentration sind sie hingegen gesundheitsschädlich. Die „Katersymptome“ nach dem Alkoholkonsum sind u. a. auf Fuselalkohole zurückzuführen. Fuselalkohole werden schneller absorbiert und langsamer abgebaut als Ethanol und ihre Rauschwirkung ist höher. Der Fuselölgehalt (Gemisch von Fuselalkohol und weiteren Gärungsnebenprodukten) darf daher bei Spirituosen nicht über 0,1% liegen. Fuselalkohole weisen einen höheren Siedepunkt als Ethanol auf.
GABA (Gamma-Aminobuttersäure)
Ist ein hemmender Neurotransmitter im Gehirn, der an Nervenzellen (Neuronen) andockt und deren Erregbarkeit hemmt. Alkohol verstärkt die Wirkung des Botenstoffes GABA – unter anderem in der frontalen Hirnrinde, wo GABA jene Neuronen hemmt, die für die Verhaltenskontrolle zuständig sind, sodass deren Kontrollfunktion herabgesetzt wird.
Glutamatsystem
Gegenspieler von GABA, der dessen hemmende Effekte ausgleicht.
Gärung
Form des Stoffwechsels von Mikroorganismen, bei der organische Materie ohne Sauerstoff abgebaut wird.
Kater
Der Begriff „Kater“ ist vermutlich auf „Katarrh“ zurückzuführen, was im übertragenen Sinn Erkältung, Entzündung der Atemwege bedeutet. Der Zusammenhang zwischen Katarrh und dem Zustand der Alkoholnachwirkung dürfte seinerzeit dadurch entstanden sein, dass Studierende als Entschuldigung für die „Hangover“-Symptome bei ihren Professoren einen Katarrh anführten. Durch eine Verballhornung von Katarrh wurde später „Kater“ daraus. Gemeint ist damit der unangenehme Zustand nach übermäßigem Alkoholkonsum: Übelkeit, großer Durst, Schwindel, Kopfschmerzen, Benommenheit.
Für diesen Zustand sind mehrere Ursachen verantwortlich:
Beim Abbau von Alkohol erfolgt in einem ersten Schritt die Umwandlung von Ethanol (Alkohol) in das toxische Acetaldehyd, welches in den nachfolgenden Stunden seine toxische Wirkung entfaltet. Zusätzlich kommt es bei übermäßigem Alkoholkonsum unter anderem zur Störung des Wasserhaushalts (Austrocknung), zur Aufnahme von Fuselölen und zu einer Reizung der Magenschleimhaut.
kognitiv
Das Denken, die mentalen Prozesse betreffend.
Konditionierung
Beschreibt eine erlernte Reaktion auf einen Reiz.
Klassische Konditionierung: Durch Koppelung eines für die Reaktion relevanten Reizes (unkonditionierter Reiz) mit einem (zunächst) für die Reaktion irrelevanten Reiz (konditionierter Reiz), wird die Reaktion auf den konditionierten Reiz gelernt.
Operante Konditionierung: Durch Verstärkung oder Bestrafung der Reaktion auf einen unkonditionierten Reiz wird die Wahrscheinlichkeit der Reaktion auf den nun konditionierten Reiz erhöht bzw. verringert.
Methanol (Methylalkohol)
Im Gegensatz zu Ethanol nicht für den Konsum geeigneter, hochgiftiger Alkohol, der ebenfalls bei Gärprozessen entsteht. Die toxische Wirkung des Methanols ist auf Formaldehyd zurückzuführen, das beim Alkoholabbauprozess im Körper entsteht. Formaldehyd blockiert Stoffwechselvorgänge, was u. a. anderem zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung führt. Bereits 20ml Methanol können tödlich sein.
Methanol und Ethanol weisen unterschiedliche Siedepunkte auf und können daher bei der Destillierung durch Temperaturmessung voneinander getrennt werden.
Neurotransmitter
Biochemische Botenstoffe, geben Reize von einer Nervenzelle an die andere weiter und stellen somit die Verbindung zwischen zwei Nervenzellen dar. Das gesamte Denken, Fühlen und Handeln basiert auf der Reizweiterleitung zwischen Nerven. Alkohol, Drogen und viele Medikamente beeinflussen diese Reizweiterleitung. Wichtige Botenstoffe sind zum Beispiel Serotonin und Dopamin.
Noradrenalin
Nordadrenalin ist ein Neurotransmitter aus der Gruppe der Katecholamine, der bei der Steuerung der Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle spielt.
Problematischer Konsum
Als Grenze für problematischen Konsum, ab der ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko vorliegt, wird für Männer üblicherweise ein Wert von 60 Gramm Alkohol pro Tag angegeben, für Frauen 40 Gramm. Das entspricht 1,5 bzw. 1 Liter Bier täglich. Die Mengen für den „problematischen Konsum“ dürfen aber nicht mit einer Abhängigkeitserkrankung gleichgesetzt werden. Alkoholgebrauch in unangebrachten Situationen wird neben episodischem Rauschtrinken zu den problematischen Konsummustern gezählt. Durch die unmittelbare Wirkung des Alkohols entstehen Risiken etwa am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr, während der Schwangerschaft oder bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten. Hier stehen neben den Gefahren für die Person selbst vor allem die Risiken für Dritte im Fokus, wie sie durch ein erhöhtes Unfallrisiko oder die Verwicklung in Gewaltsituationen bestehen.
Progressive Muskelentspannung (PMR)
Wurde von Edmund Jacobson zu Beginn des 20. Jhdt. entwickelt. Basiert auf der Erkenntnis, dass psychischer Stress und Unruhe auch mit einer Anspannung der Muskeln einhergeht. Bei der PMR werden bestimmte Muskelgruppen bewusst kurz angespannt und dann wieder entspannt. Durch die bewusste Wahrnehmung lernen Personen, verspannte Muskeln wieder zu entspannen und in Stresssituationen ausgeglichener zu reagieren.
Promille
Mit der Einheit „Promille“ wird die Alkoholkonzentration im Blut bestimmt. Eine Blutalkoholkonzentration von 1 Gramm Reinalkohol auf 1 Liter Blut wird als 1 Promille bezeichnet. Der körpereigene Abbau von Alkohol beginnt sofort nach Aufnahme und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Deshalb variiert der Promillegehalt laufend. Pro Stunde werden etwa 0,15 Promille abgebaut, und zwar durch das Enzym Alkoholdehydrogenase.
Punktnüchternheit
Nüchternheit in bestimmten Situationen oder Lebensphasen, bspw. im Straßenverkehr, während der Arbeit oder für die Dauer der Schwangerschaft bzw. Stillzeit.
Rezeptor
In der Neurobiologie ein Sensor bzw. eine Sinneszelle, die auf bestimmte Reize reagiert und diese weiterleiten. Es gibt verschiedene Rezeptoren, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip nur auf bestimmte Reize reagieren. Während die meisten Drogen an bestimmte Rezeptoren andocken, bindet Alkohol an verschiedene Rezeptoren. Alkohol und andere Drogen können auch ohne direktes Andocken an den Rezeptor wirken, indem sie zum einen die Ausschüttung von körpereigenen Botenstoffen (Neurotransmittern) fördern können, die dann wiederum verstärkt an entsprechende Rezeptoren andocken. Zum anderen können sie die Wiederaufnahme eines bestimmten Botenstoffes verhindern, sodass dieser länger auf den Rezeptor wirken kann. Alkohol beeinflusst die Wirkung von erregenden (Glutamat) und hemmenden Botenstoffen (GABA) und die Ausschüttung von Dopamin, Serotonin und Nordadrenalin und ihre Interaktion mit dem Botenstoff Acetylcholin.
Risikoarmer Konsum
Als „gering“ bzw. „risikoarm“ gilt ein durchschnittlicher, täglicher Konsum von maximal 24 Gramm Alkohol für Männer bzw. 16 Gramm Alkohol für Frauen, also höchstens 0,6 Liter bzw. 0,4 Liter Bier pro Tag. Abgesehen von der Menge gilt Alkoholtrinken dann als risikoarm, wenn an die jeweilige Situation angepasst getrunken wird. Dazu gehört auch in bestimmten Situationen und Lebenslagen wie im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz oder in der Schwangerschaft auf Alkoholkonsum vollständig zu verzichten (Punktnüchternheit).
An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte man keinen Alkohol trinken.
serotonerger Rezeptor
Bindungsstelle für Serotonin.
Serotonin
Serotonin ist ein Neurotransmitter mit verschiedenen Aufgaben im Körper und beeinflusst vor allem das Herz-Kreislauf-System, den Magen-Darm-Trakt und das Nervensystem. Serotonin verengt die Gefäße und wirkt sich unter anderem auf den Schlaf-wach-Rhythmus, die Körpertemperatur, den Appetit, die Schmerzwahrnehmung, die Muskelaktivität und die Stimmung aus. Eine wichtige Rolle spielt Serotonin bei emotionalen Prozessen wie Aggression und Angst sowie bei Krankheiten wie Depression, Zwangserkrankungen und Angststörungen. So beeinflussen viele antidepressiv wirkende Medikamente das serotonerge System. Aber auch Drogen wie MDMA (Ecstasy) wirken auf das serotonerge System, indem sie die Serotonin-Ausschüttung stimulieren.
Toleranzentwicklung
Ansteigen der Empfindlichkeitsschwelle gegenüber einer regelmäßig eingenommenen Substanz, sodass eine immer höhere Dosis benötigt wird, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
Trigger
Schlüsselreiz bzw. Auslöser eines Prozesses.
Urinalkoholkonzentration (UAK)
Im Gegensatz zur Atemalkoholkonzentration steht die Urinalkoholkonzentration in keinem konstanten Verhältnis zur Blutalkoholkonzentration. Die Urinalkoholkonzentration ist in der Aufnahmephase geringer und in der Abbauphase höher als die Blutalkoholkonzentration. Ein sicherer Rückschluss auf den Grad der Alkoholisierung ist daher nicht möglich.