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Geschichte des Alkohols

Wortherkunft

Das  Wort  Alkohol  ist  arabischen  Ursprungs  (al-kul)  und  bedeutet  soviel  wie  „das  Feinste“. Die Alchemisten des Mittelalters sahen im Alkohol das „Substrat der Dinge“, eine Vorstellung,  die  später  auf  den  „Weingeist“  übertragen wurde und sich noch heute im Begriff des „aqua  vitae“  (Lebenswasser)  niederschlägt.

Antike und Altertum

Die Herstellung von Alkohol begann sehr früh in der Menschheitsgeschichte in unterschiedlichen geographischen Regionen. Archäologische Funde bezeugen, dass in China bereits um 7.000 v. Chr. eine Art Met-Getränk hergestellt wurde. Die BewohnerInnen Mesopotamiens konnten schon 5.000 v. Chr. Alkohol aus vergorenem Getreide bzw. Früchten in Form von Bier und Wein herstellen und in Schriften aus dem alten Ägypten wird Alkohol ab 2.600 v. Chr. erwähnt. Auch in der vorgeschichtlichen Zeit wurde von unseren Vorfahren Alkohol konsumiert, jedoch ausschließlich in Form von vergorenen Früchten, die gegessen wurden.

Trunkenheit war im Altertum und der Antike im Rahmen ritueller und religiöser Anlässe bzw. Feiern akzeptiert, gleichzeitig wurden auch schon Mahnungen zu den Auswirkungen übermäßigen Alkoholkonsums niedergeschrieben.
Hinweise auf eine mögliche Alkoholabhängigkeit sind aus dieser Zeit jedoch nicht zu finden. Das liegt vermutlich daran, dass für einen regelmäßigen Alkoholkonsum ein Überschuss an produzierten Kohlenhydraten vorhanden, Lagerung und Transport möglich und die Produktions-, Lager- und Transportkosten so gering sein müssen, dass der Preis für Alkohol verhältnismäßig niedrig ist.

Im Zuge der Verbreitung alkoholischer Getränke wurden in so gut wie allen Kulturen bestimmte Trinkrituale eingeführt, die stets dazu dienen sollten, unerwünschte Effekte des Alkoholkonsums, wie die Reduktion der Selbstkontrolle, zu vermeiden und erwünschte, wie Stimmungserheiterung, Geselligkeit und erhöhte Gesprächigkeit, zu fördern.

Mittelalter: Neue Verfahren

Ein bedeutender Schritt in der Entwicklung alkoholischer Getränke war die Kenntnis des Brennens d.h. der Destillation von Alkohol. Funde aus China deuten darauf hin, dass das Wissen um die Destillation von Traubenmaische bereits vor unserer Zeitrechnung vorhanden war. Im arabisch-türkischen Kulturraum wurden um 1000 n. Chr. Destillationsverfahren zur Gewinnung von Alkohol angewandt. Von dort gelangte die Technik in den türkischen und den mongolischen Raum, wo Milchgetränke destilliert wurden, nach Süd- bzw. Südostasien zur Herstellung von destilliertem Palmsaft und hat sich schließlich im Mittelalter nach Europa ausgebreitet, wobei davon auszugehen ist, dass erst ab dem Hochmittelalter (12. bis 14. Jhdt.) hochwertige Destillate erzeugt wurden. Mittels der Destillation von Alkohol bestand nun die Möglichkeit Getränke mit bis zu 80% Vol. herzustellen.

Der Alkoholkonsum der europäischen Bevölkerung war im Mittelalter sehr hoch. Das lag u. a. daran, dass Wasser oft keimverseucht war und es folglich sicherer war, Bier zu konsumieren. Zudem waren alkoholische Getränke auch wichtige Energielieferanten. Leibeigene und Tagelöhner wurden oft mit Bier oder Wein entlohnt. Sogar Kinder und stillende Mütter tranken Alkohol.

Neuzeit: Neue Regelungen

Doch auch in der Neuzeit war der Alkoholkonsum auf einem sehr hohen Niveau. In England und in einigen anderen europäischen Ländern, aber auch in den USA, wurden ab dem späten 17. Jhdt. teils enorm hohe Mengen an Alkohol konsumiert. Im Zuge der industriellen Revolution konnten einerseits immer größere Mengen an Schnaps günstig produziert werden, andererseits waren die Arbeits- und Lebensbedingungen der sich entwickelnden Arbeiterschaft oft katastrophal, was den Alkoholkonsum begünstigte. Zudem war Alkohol auch noch immer ein wichtiger Energielieferant.

Ein Beispiel für die Entstehung einer gesellschaftlichen Krise im Zusammenhang mit Alkohol stellt die Gin-Epidemie in England im späten 17. und frühen 18. Jhdt. dar. In der Zeit der beginnenden Industrialisierung entwickelte sich ein Massenhandel mit den amerikanischen Kolonien, in denen sowohl Getreide als auch Gin durch die großen Anbauflächen und die Sklavenarbeit kostengünstig produziert werden konnten. Gleichzeitig fiel der Preis für landwirtschaftliche Produkte in England, die Arbeitslosigkeit und die Unterschiede zwischen Mittel- und Oberschicht sowie die Verarmung der Unterschicht nahmen zu. Von 1685 bis 170 stieg der Gin-Konsum um mehr als das zwanzigfache an (von 500.000 Gallonen auf 11.000.000 Gallonen). Öffentliche Meinungsmache, die Besteuerung des Gins, das Verbot des direkten Vertriebs des Alkohols an Verbraucher und Kleinhändler durch die Destillationen, die Einführung von Verkaufslizenzen sowie das Verbot des Eintreibens größerer, durch den Kauf von Spirituosen bedingter Schulden, führten dazu, dass der Gin-Verbrauch bis 1790 wieder auf weniger als ein Zehntel (1.000.000 Gallonen) des Wertes von 1750 zurückging.

Alkoholsucht

Das Konzept „Sucht“ bzw. „Alkoholabhängigkeit“ wurde erstmals Ende des 18. Jhdt. in Schriften verschiedener europäischer und amerikanischer Ärzte bzw. Mediziner beschrieben. Diese Entwicklung war auch in der Aufklärung und den damit einhergehenden Fortschritten in der naturwissenschaftlichen Forschung, die dazu führten, dass die Effekte des Alkohols auf den menschlichen Organismus mehr und mehr bekannt waren, begründet, zudem wurde die Gesundheitsfürsorge zusehends als Aufgabe des Staates betrachtet.

Prohibition

Der hohe Alkoholkonsum in der Bevölkerung und die Ansicht, dass einer Alkoholabhängigkeit am besten mit kompletter Abstinenz zu begegnen sei, führte in den USA zu einer breiten gesellschaftlichen Bewegung, die sämtliche wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme auf den Alkoholkonsum zurückführte. In einigen Bundesstaaten und Städten wurde bereits Mitte des 19. Jhdt. ein Prohibitionsgesetz erlassen, danach z.T. jedoch wieder aufgehoben. Auf nationaler Ebene wurde das Prohibitionsgesetz in den USA 1920 eingeführt, was vor allem auf das Wirken der 1869 gegründeten Anti-Saloon-League, einer überparteilichen Organisation, die massiven Lobbyismus betrieb, zurückzuführen ist. Wirtschaftskreise erhofften sich durch die Prohibition Vorteile, u. a. durch mehr Effizienz, weniger Unfälle, Streiks und soziale Probleme. Wenn auch der Alkoholkonsum und alkoholbedingte Erkrankungen vorübergehend zurückgingen, wurden die gesellschaftlichen und sozialen Probleme dadurch nicht gelöst. 1933 wurde die Prohibition in Folge der Wirtschafts- und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Krise wieder abgeschafft. Ähnlich wie bei der Einführung der Prohibition überwogen auch hier wirtschaftliche Gründe, wie Steuereinnahmen und die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Problematisierung

Doch nicht nur in den USA, auch in anderen Ländern kam es in der ersten Hälfte des 20. Jhdt. zu Alkoholverboten (u.a. Kanada, Island, Finnland, Norwegen und Russland). Der Umgang mit Menschen, die zu viel Alkohol tranken bzw. alkoholkrank waren, war in vielen Ländern äußerst grausam, sie wurden bspw. enteignet, zwangssterilisiert oder gegen ihren Willen in Arbeitshäuser und Heilstätten gebracht. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden alkoholkranke Menschen sogar in Konzentrationslager gebracht.

In Österreich stand zu Beginn der Ersten Republik die breitere gesellschaftliche Problematisierung des Alkoholkonsums erstmals im Mittelpunkt des  politischen  Interesses;  während  sich  die  Christlich-Sozialen  als  Vertreter  der  Alkoholproduzenten  gegen  gesetzliche  Vorschriften  wandten  und  Alkoholismus  als  individuelles Problem ansahen, setzten sich die Sozialdemokraten  für  staatliche  Maßnahmen  zum  Schutz  (v.a. der Arbeiterschaft) ein und errichteten im „Roten  Wien“  erste  stationäre  wie  ambulante  Behandlungsangebote. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und im Zuge  der  zunehmenden  wissenschaftlichen  Erforschung und der Umwandlung der „Alkoholfrage“  von  einer  politisch-moralischen  in  eine  medizinisch-psychiatrische  erfolgte  die  Übernahme  des  Wiener  Modells  in  den  anderen  Bundesländern. Neben den Angeboten für Alkoholkranke begann in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jhdts. auch die Entwicklung der alkoholbezogenen Gesetzgebung (Strafgesetzbuch,  StVO). Jugendschutzbestimmungen  hatte  es,  auf  Initiative  von  Jugendorganisationen,  allerdings  auch  schon  in  der  Zwischenkriegszeit  gegeben.

Heute finden sich Regelungen zu Alkohol in unzähligen  Gesetzen:  von  der  Gewerbeordnung  über  die  Straßenverkehrsordnung  bis  hin  zu  den  Jugendschutzbestimmungen.